La leggenda

Wenn man durch die Straßen Siziliens spaziert, kann man sich leicht von den majestätischen maurischen Köpfen, auf Sizilianisch auch "Graste" genannt, verzaubern lassen, die seit Jahrhunderten die Balkone dieses herrlichen Landes bereichern und schmücken. Als Töchter einer jahrtausendealten Tradition entstammen diese prestigeträchtigen Kunstwerke mit ihrer raffinierten Handwerkskunst nicht einer bewussten künstlerischen Fantasie, sondern haben ihren gemeinsamen Ursprung in einer alten Legende: Die Protagonisten dieser rührenden Geschichte sind ein junger Maure und ein schönes sizilianisches Mädchen.

Der Mohr und die rachsüchtige Jungfrau



Der Legende nach lebte um das Jahr 1000, auf dem Höhepunkt der maurischen Herrschaft in Sizilien, im arabischen Viertel von Palermo "Al Hàlisah" (was "die Reine" oder "die Auserwählte" bedeutet), das heute Kalsa heißt, eine schöne Jungfrau in süßer und einsamer Ruhe und widmete ihre Aufmerksamkeit der liebevollen Pflege der Pflanzen auf ihrem Balkon. Von der Höhe ihres blühenden Balkons aus wurde sie eines Tages von einem jungen Mann, einem Mohren, bemerkt. Überwältigt von einer heftigen Leidenschaft für sie, zögerte der junge Mohr keinen Augenblick, ihr seine Liebe zu gestehen.



Die junge Frau, beeindruckt von dem Liebesversprechen, das sie erhielt, begrüßte und erwiderte leidenschaftlich die Gefühle des kühnen Freiers. Leider warteten auf den hübschen Mauren bereits Frau und Kinder im Osten, in dem Land, in das er zurückkehren sollte. So ergriff sie in der Nacht, als er in einen tiefen Schlaf fiel und nichts von seinem Schicksal ahnte, den richtigen Augenblick und erschlug ihn. Der dunkelhaarige Mann, der sie geliebt hatte und nun gehen wollte, würde sie nie wieder verlassen.

Sie beschloss auch, dass das Gesicht dieses jungen Mannes, der ihr lieb und teuer war, für immer an ihrer Seite bleiben sollte, und so schlug sie ohne zu zögern den Kopf des jungen Mannes ab, formte daraus ein vasenartiges Objekt und legte eine Basilikumknospe hinein, ein aromatisches Kraut, das den Herrschern jener Zeit zu Ehren ihrer Geliebten vorbehalten war. Die junge Frau widmete ihr Leben der Pflege des Basilikums und goss es jeden Tag mit ihren bitteren Tränen.

Kopflose Liebhaber



Nach einer anderen Version der Legende war das sizilianische Mädchen nicht von adliger Herkunft und hatte eine heimliche Liebesbeziehung zu einem jungen, einfachen Araber. Diese unmögliche Liebe wurde bald von der Familie des Mädchens entdeckt, die sie für so unehrenhaft hielt, dass sie die beiden jungen Liebenden enthauptete.

Die Familie beschloss außerdem, die Köpfe der beiden jungen Männer (die zu diesem Anlass in Vasen umgewandelt wurden) auf dem Balkon ihres Hauses zur Schau zu stellen, damit niemand auf die Idee käme, dass die Schande der Familie nicht abgewaschen worden sei. Die Köpfe, die den Passanten zur Verfügung gestellt wurden, wären auch eine wirksame Warnung vor jeder anderen ungebührlichen Leidenschaft gewesen.

Aus diesem Grund wurden die türkischen Köpfe zum Gedenken und zu Ehren der beiden ermordeten Liebenden paarweise angefertigt.